1. Tag: Sucht
Was ich heute mitgenommen habe.
1. Der Begriff Sucht ist veraltet und wird nur noch umgangssprachlich verwendet. Man spricht jetzt nur noch von Abhängigkeit und Missbrauch.
2. Der Begriff Abhängigkeit eines Menschen wird von den Psychiatern speziell definiert, als eine Anzahl von Kriterien, von denen 3 innerhalb eines Jahres erfüllt sein müssen, damit eine pathologische Abhängigkeit vorliegt.
3. Ich habe versucht meine Abhängigkeiten zu erkennen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
- ich habe keine stoffgebundenen Abhängigkeiten
- meine Abhängigkeiten sind:
a) Arbeit
b) Smartphone als Arbeits- und Kommunikationsmittel
b) Kontakte
c) Sex
Das nicht erfüllte Bedürfnis ist, zu mir selbst zu finden. Mit meinen Abhängigkeiten versuche ich diese Sehnsucht nicht zu spüren und mich damit nicht auseinandersetzen zu müssen.
Bisher war mein Leidensdruck nicht groß genug - eigentlich meist gar nicht spürbar - und die Sinnhaftigkeit dieses Zieles war für mich nicht überzeugend genug, als dass ich die nötige Motivation gehabt hätte, etwas zu ändern.
Inzwischen habe ich bemerkt, dass es mir immer wichtiger wird, weniger fremdbestimmt zu sein und ich habe meines Erachtens inzwischen die nötige Reife und den Mut, den Weg zu gehen, den ich für den richtigen halte. Ich weiß, dass ich damit Risiken eingehe und Gefahr laufe vielleicht existentielle Verlusterfahrungen zu machen. Dies nehme ich sehr bewusst in Kauf.
Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Abhängigkeitsverhältnissen gelebt. Immer mit der Angst, dass ich es alleine nicht schaffe und das ich Hilfe brauche. Dies möchte ich nun mit fast 58 Jahren beenden.
4. Ich habe ein mir eigenes Verständnis von Abhängigkeit entwickelt, ausgehend von folgenden Aussagen der Kursleiterin:
- Abhängigkeit ist eine Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse
- Abhängigkeit ist ein Lösungsversuch
- wer belastet ist sucht Entlastung
5. Wie ich mir Abhängigkeit erkläre
Sich in stoffgebundene oder stoffungebundene Abhängigkeit zu begeben, ist der schädliche Versuch nicht erfüllte psychische Bedürfnisse zu ersetzen bzw. zu ertragen bzw. zu verdrängen. Das scheint kurzfristig bzw. immer wieder, ja teilweise sogar langfristig zu gelingen, führt den Abhängigen aber tatsächlich immer mehr von sich selbst weg und führt zu keiner für ihn hilfreichen Lösung. Dafür wird in der Regel ein hoher Preis bezahlt. Der erste Schritt ist es, die zugrunde liegenden unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen. Im optimalen Fall kann es dann gelingen, diese Bedürfnisse zu erfüllen, wobei dann der Grund für die Abhängigkeit wegfällt. Oft jedoch müssen Lösungen gefunden werden, um mit den unerfüllbaren Bedürfnissen umgehen zu lernen. Dies kann ein langer und harter Weg sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen