Mittwoch, 25. März 2020

Bisher der schlechteste Coronatag

Hier bin ich wieder.

Heute ist bisher mein schlechtester Coronatag. 

Bisher nur rumgehängt. Lustlos Mails gecheckt und im Bett gelegen.

Mal versucht tief in mich hineinzuhören und auf einmal auf meine Angst gestoßen. Aber nur kurz den Deckel angehoben und konnte ihn gleich wieder schließen. Bin aber schon geschockt, wieviel mögliche Angst dort unten ruht. Inzwischen lebe ich wieder an der Oberfläche und verdränge wieder. Es bringt ja nichts, die Angst bewusst zu schüren, wenn man schon mal die Neigung Corona auf die leichte Schulter zu nehmen. 

Allerdings ist mir auch klar geworden, dass Karin mit ihren Vorerkrankungen in Gefahr ist und eine Ansteckung bei ihr eher zum Tode führen kann. Da mache ich mir schon Gedanken und Sorgen. 

Die Lunge ist ja bei mir eine Schwachstelle. Erkältungen führen bei mir öfters zur Bonchitis und dann dauert es lange, bis meine Lunge nicht mehr rasselt. Aber trotzdem mache ich mir wegen mir keinen großen Kopf. Auch hier die Haltung "wird schon gut gehen". 

Bin froh, dass ich jetzt ein bisschen schreibe und das Gefühl habe etwas zu tun. 

Einerseits habe ich keine Lust etwas zu arbeiten, aber es gibt auch nichts was dringend ansteht. Die Sache mit dem Konferenzangebot Rettungs-Ring hat sich zum Großteil auch für mich erledigt. Ich habe den Eindruck, die wollen was die Planung angeht ihr Ding alleine mache und mich nur als Moderator zur Verfügung zu stellen, habe ich im Moment keine großen Motivation - wie mit allem anderen auch. 

Selbst zum Telefonieren habe ich keine Lust. 

Was ließe sich jetzt noch schreiben? Und wenn ich es recht betrachte, habe ich bisher auch nur gejammert. 

Seid ich mit dem Zeldox wieder auf 80-0-80 bin und keinen Arbeitsstress mehr habe, bin ich wieder total geerdet. Meine Stimmen interessieren mich nicht mehr und der Kontakt mit Gott ist fast auf Null. Das ist das alles beherrschende Thema Corona, einwenig Psychiatriearbeit und sonst kein Interesse an was anderem - zumindest heute. 

So - jetzt reicht es. Genug geklagt am 25.3.2020.



Sonntag, 22. März 2020

Ach, ich lass jetzt das Schreiben

Wieder finde ich zu meinem Blog zurück.

Die Stunden vergehen ohne großes Erlebnis. Erstaunlich, dass ich bei guter Stimmung bin. Das ist viel auch Karin zu verdanken. Da ein paar Sätze, dort eine kurze Begegnung und die Einsamkeit hat keine Chance. 

Karin ist gerade bei ihrer Mutter. 

Ach, ich lass jetzt das Schreiben, ziehe mich an und gehe zu Fuß zu Frieda - inklusive meines Over-Ear-Bluetooth-Kopfhörer.

Bis bald, lieber Leser. Verzeih' mir. 

Samstag, 21. März 2020

Statt Modul

Die Welt ist eine andere geworden. Unfassbar, unwirklich, unbeschreiblich. Die neuen Regeln und die neue Realität kommen bis jetzt nur durch die Medien in mein Bewusstsein. Ich halte mich an die Vorschriften und bleibe zu Hause. So bemerke ich außer den leeren Klopapierregalen und den Abstandszeichen an den Supermarktkassen nichts von der neuen Welt. Nur eine selbst mir auffallende Schwere liegt auf dem Rewe-Parkplatz.

Wann werde ich wieder am Leben teilnehmen? Müssen die Anderen arbeiten oder dürfen sie? Ich bleibe zu Hause, um Karin zu schützen, ich darf zu Hause bleiben, weil mein Chef es mir erlaubt hat. Mir wird klar, dass mich im Büro gerade kein Mensch braucht. Das Modul am heutigen Wochenende ist abgesagt und vermutlich wird auch das nächste im April nicht stattfinden. Ich werde jede Menge Minusstunden sammeln und wer weiß, ob bzw. wann ich sie ausgleichen kann.

Die Zeit zu Hause vergeht noch erstaunlich schnell. Ab und zu kommt ein kleines Zwischentief und dann liege ich schon abends im Bett, checke Mails, lese mit meinem neuen Kindle, schreibe mit dem Smartphone und schon ist es an der Zeit das Licht auszumachen. Der nächste Tag steht vor der Tür.

Wird es uns endlich gelingen mal rauszugehen und einen Spaziergang zu machen? Wir sind beide Stubenhocker. Sitzen am liebsten auf dem Sofa. Karin liest, schläft, schaut Fernsehen, schreibt WhatsApp. Ich hänge die meiste Zeit am Smartphone, schaue abends Amazon Prime oder Netflix, telefoniere jetzt wieder mehr, arbeite einwenig. Und so vergeht Tag um Tag - jetzt sogar mit staatlicher Empfehlung.

Wie wird es in einer Woche sein? Wie in einem Monat? Wie in einem Jahr? 

Werden wir ein hartes Leben führen müssen? Nicht mehr vom Staat umsorgt und wohl behütet? Wird das Recht des Stärkeren gelten? Wird es noch genug Arbeit geben? Was kann man wo noch einkaufen? Strom, Wasser, Nahrung? Die Gedanken verirren sich in apokalyptische Vorstellungen. 

Genug. 

Lasst uns Tag für Tag leben. Gute Stimmung bewahren, Rücksicht nehmen, Sinnvolles tun, wenn möglich. 

Was nütze es dem Menschen, 
wenn er die ganze Welt gewönne
Und nehme doch Schaden an seiner Seele. 

Nur meine Seele retten, 
das ist es, was ich such. 
Wenn Sünder Welten hätten, 
was nützten sie im Fluch. 

Diese beiden Sprüche hingen bei meiner Großmutter im Wohnzimmer und haben mich schon als Kind fasziniert, obwohl ich kaum deren Sinn verstand. 

Sie fallen mir gerade ein, warum auch immer. 

Gute Nacht! 
Passt auf euch auf! 
Und bleibt gesund angesichts der Seuche. 






Mittwoch, 4. März 2020

Streben, Sein, Risiko, Sicherheit, Verantwortung

Ich stehe gerade vor einer wichtigen Entscheidung und habe alle Argumente auf 2 Fragen reduzieren können:

1. Streben oder Sein?
2. Risiko oder Sicherheit?

Wie stehst du zu diesen beiden Fragen, die sich ja auf einem Kontinuum bewegen? Wieviel Prozent Streben würdest du dir geben? Und wieviel Prozent Risikobereitschaft, wobei ich kein finanzielles Risiko meine, sondern ein gesundheitliches und die Konsequenzen, die damit verbunden sind. 

Von den Finanzen und der Liebe abgesehen, bin ich ein 70%iger Risikotyp und ein 85%iger Streber was meine Arbeit anbelangt.

Ich habe meine Entscheidung getroffen. Wie würde deine Aussehen? 

Allerdings wird Karin sich nicht darüber freuen, weil ich mir die Frage nach meiner Verantwortung ihr gegenüber nicht gestellt habe.


Fast ein Held

Klar bin ich tapfer, fast ein Held,
Und mach mein Maul auf, wo ich kann,
Kassiere dafür Ruhm und Geld
Und klage an.

Es ist auch wichtig aufzuschrein.
Zu viele wolln nichts hören.
Nur, würd ich mich in jedem Fall
Genauso laut beschweren?

Zum Beispiel Chile, wo ein Satz
Oft schon das Leben kostet.
Wär das Metall in meinem Sang
Nicht längst vor Angst verrostet?

Ob Chile, ob El Salvador,
Bei uns kann's ähnlich werden.
Vielleicht hätt ich dann plötzlich Angst,
Zu jung zu sterben.

Hätt ich zu meines Vaters Zeit
Dasselbe Lied geschrieben?
Manchmal beschleicht mich das Gefühl,
Ich wär sehr stumm geblieben.

Was bleibt, ist, diese kleine Glut
Des Widerstands zu wahren.
Vielleicht muß sie mal Feuer sein
In ein paar Jahren.

Konstantin Wecker vor 40 Jahren

Beendigung des Blogs "Rainers Welt"

Liebe Freunde und Leser, vielen Dank, dass ihr mir über die Jahre hinweg die Treue gehalten habt oder erst seit kurzem hier mitlest oder heu...