Sonntag, 22. Januar 2017

Liebesenergie statt Abgestumpftheit

Eigentlich lebe ich gut. Habe wirklich alles, was ich zum Leben brauche. Aber da ist oft so eine Schwere, die auf mir lastet. Es fehlen große Momente der Freude, aber auch das Leiden ist eher subtil und nicht mehr mit so großen Schmerzen verbunden. Jeder Tag vergeht mit seinen Herausforderungen, ja auch mit seinen Highlights, aber meine Tiefe wird nicht mehr berührt.

Glück ist weniger das, was ich erlebe, sondern wie ich die Welt wahrnehme.

Ich kann mich an zwei ganz große Momente in meinem Leben vor vielen Jahren erinnern. Der Eine war, als ich frühmorgens das vereinzelte Zwitschern eines Singvogels hörte und der Andere, als mich unter der Dusche der in einem Wassertropfen gebrochene Lichtstrahl der Sonne blendete. Diese beiden großen Erlebnisse habe ich auch nach 30 Jahren nicht vergessen.

Aber wie finde ich zu großer Erlebnisfähigkeit zurück? Sicherlich ist die zunehmende Abgestumpftheit auch eine Konsequenz des Alterns.

Wieviel sollte man vom Leben erwarten? Grenzenloses Ausleben von ruhenden Sehnsüchten oder bietet es sich an, sich mit der Beschränktheit der Möglichkeiten abzufinden? Oder hat man/frau da gar nicht die Wahl?

Es gibt immer noch große Tage in meinem Leben, aber erstens werden es immer weniger und zweitens erzeugen sie immer weniger Gefühle in mir.

Soll ich jetzt wieder den großen Aufbruch zelebrieren, nur um wieder an mir zu scheitern oder mich einfach den  Gegebenheiten hingeben?

In den 2 Tagen, als ich meine Erkältung auskurierte und diese im Wesentlichen auf der Couch verbrachte, merkte ich, dass es da noch eine andere Qualität gibt. Nämlich die Qualität des Nichtstuns, des Insichgehens.

Nachdem mein letzter Auf- und Ausbruchsversuch kläglich gescheitert ist, will ich versuchen die Lebendigkeit in mir zu finden und nicht zuletzt Ruhe und Leichtigkeit zu entdecken, die es unnötig machen zwanghaft im außen auf Erlebnisjagd zu gehen.

Wir tragen in uns ein Bild der Welt, das wir selbst in uns verschönern können. Hier setzt jede nachhaltige Veränderung an. Das wirkt sich dann vielleicht auf das Verhalten aus und nicht zuletzt verändert sich dadurch die Welt. Und wenn dann das Freisetzen unserer Liebesenergien für uns selbst, sich transformieren in Liebesenergien, die sich nach außen ausbreiten, dann bringen wir ein Stück Frieden und Wohlergehen in die Welt.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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