Sonntag, 16. April 2017

Wäre Schreiben eine Lösung?

Ich habe jetzt genug von meinem Seelenschmerz und meinen Klagen. Ich will mich anstrengen, dass ich wieder Zuversicht gewinnen und optimistischer werde. Ich möchte den Kampf gegen die Depressionen aufnehmen und bis Februar 2018 den Teilnehmern des EX-IN-Kurses Mut machen können. Sicherlich kann ich nicht mit dem Willen plötzlich wieder froh werden, aber ich kann der Freudlosigkeit den Kampf ansagen und intensiv Wege suchen, damit es wieder aufwärts geht. Mein Recoveryweg soll nach oben zeigen und nicht nach unten verlaufen, wie es die letzten Monate der Fall war.
Der erste Schritt hin zu psychischer Ausgeglichenheit ist es, trotz dem Willen nach Besserung die schlechten Gefühle anzuerkennen. Vielleicht sogar eine Stück weit akzeptieren, dass ich tatsächlich psychisch krank bin. Bisher habe ich mich immer geweigert mit meinen psychischen Erkrankung mir selbst gegenüber zu argumentieren. Das Ergebnis war eine enormer Leistungswille und daraus folgend auch gewisse Erfolge, die ich errungen habe. Doch welchen Preis habe ich dafür gezahlt?
Ich bin abhängig von meiner Arbeit geworden. Es ist sicherlich nicht schlecht etwas zu tun, aber die Persönlichkeit sollte von innen heraus stabil sein und nicht in diesem Maße von Äußerlichkeiten abhängig sein. Ich brauche ständig eine berufliche Aufgabe, der ich nachgehen kann und wenn ich keine habe, dass versuche ich mit aller Gewalt mir selbst eine auszudenken. Ich sollte unbedingt wieder zu häuslichen Beschäftigungen kommen, die nichts mit Psychiatrie und Arbeit zu tun haben.
Wenn ich mich zurück erinnere, was mich in meinen schwersten Zeiten Mitte der 90er Jahre gestärkt hat, dann war das das Schreiben. Sei es in Restaurants mit meinem Oktavheftchen gedichtartige Texte zu verfassen oder zuhause am PC jeden Tag mindestens eine halbe Stunden irgendetwas zu schreiben, auch wenn ich nichts hatte, was ich gerade unbedingt los werden musste. Das tägliche Schreiben gab mir eine Identifikation, wie es heute vielleicht meine Arbeit ist. Obwohl ich von der Qualität her nichts besonderes schrieb und die Ergebnisse teilweise nur auf meiner Festplatte versteckt noch existieren, war der Prozess des Schreibens heilsam. Ich sah mich als eine Art Schriftsteller und das half mit ungemein.
Ist es nicht möglich hier wieder anzuknüpfen? Ich habe immer wieder mit der Idee gespielt eine Buch zu schreiben, aber dazu fehlt mir die Fantasie und das Durchhaltevermögen. Auch fachlich ist meine bisher längster Text 9 Seiten. Mehr bekomme ich nicht zusammen. Also bleibt mir nur weiter in kurzen Texte schriftlich zu reflektieren. Und vielleicht gelingt es mir auch mit meinen Themen von meiner Person wegzukommen und über allgemeinere Sachverhalte zu schreiben. Ich vermute aber, dass das Interesse an meinem eigenen Ego das ist, was mich am meisten beschäftigt. Mal sehen, welche Entwicklung das Ganze nimmt und ob mein Vorhaben wie so oft ein Strohfeuer ist. Auf jeden Fall habe ich mich jetzt im Moment gerettet und das ist ja schon was, oder?

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