Sonntag, 27. Oktober 2019

Sonntagmorgengedanken

Er liegt auf der Couch. Der Rolladen lässt etwas Licht des Morgens in das Zimmer. Er nimmt sein Handy, überlegt, legt es wieder hin und hängt weiter seinen Gedanken nach.

Zugleich Lust auf Aktivität und zugleich auch wieder nicht. Eine gedachte Möglichkeit nach der anderen, wird innerlich wieder von ihm abgelehnt. Zuviel Aufwand, keine Lust.

Er müsste viel mehr lesen. Sein Wissen vermehren, aber er produzierte nur Mails, WhatsApp-Nachrichten und Dokumente. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. 

Auch sein schlechtes Gedächtnis trug dazu bei, dass er immer weniger vertieftes Spezialwissen parat hatte. Überall ein bisschen, aber wenn man mehr wissen wollte, musste er passen. 

Zudem verlor er immer mehr die Fähigkeit zu erzählen und zu berichten. Er hatte das Gefühl, er müsse sich kurz fassen, wie er es auch von anderen erwartete. Er setzte sich deswegen selbst unter Druck und das Ergebnis war, dass er nur knapp einen Gedanken an den anderen reihte und nicht die notwendige Breite der Informationen weitergab. So kam es, dass ihm relativ schnell die Gedanken ausgingen und er Notizen benötigte, um weitere Ideen für sein Sprechen zu bekommen. Es fiel ihm immer schwerer frei zu reden. Es fehlte ihm dazu auch immer mehr die Übung dazu. Seine Kommunikation verlief inzwischen im Wesentlichen schreibend: Mails, WhatsApp, Facebook. Kurze, knappe Statements waren dort gefragt, was ihm sehr entgegen kam. Einen längeren Text zu schreiben, war ihm kaum möglich.

Drei Stunden später liegt er im Bett und hört die zufällige Bestenliste seiner Songs bei Google. Ein guter Kompromiss zwischen Langeweile und gebremstem Schaffensdrang. Zeit totschlagen oder Genuss? Schwer zu entscheiden. 

Rosenstolz. Herbert Grönemeyer. Roger Cicero. Max Mutzke. Bap. Peter Maffay. Konstantin Wecker. Komisch. Wo sind die englischen Songs?

Langsam kündigt sich das Mittagessen an. Hähnchenschenkel gibt es heute. Mit Gemüse. Dann wird er ins gewohnte Tun in der Küche kommen. 

Nun gehen wir schon Richtung Nachmittag. Google Pay Music ist Spotify gewichen: Ray Wilson. 

Aufgegeben hat er zu suchen was gerade passen könnte und lässt einfach zu. Das Nichtstun, das nicht Freude haben, sondern das nur sein. Schwierig, das auszuhalten ohne das Gefühl Zeit zu vergeuden. 








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