Mittwoch, 22. April 2020

Meine "Corona-Partizipations-Mail" vom 18.4.20

Die folgende Mail habe ich am 18.4.20 losgeschickt und daraufhin 29 Rückmeldungen (Stand 22.10.20) erhalten, deren Ton und Inhalt mir sehr gut getan und mir neue Kraft und neuen Mut für meine Arbeit gegeben haben, wobei ich nach wie vor dem gegenüber sensibel bleiben will, wie sinnvoll ich mein Leben gestalte, ungeachtet meines Arbeitserfolgs. Vereinzelt wurde ich aufgrund dieser Mail auch von Profis angerufen. 

Hier die Mail:

Liebe Leute, 

vor Corona waren wir vom LVPEBW-Vorstand gefragte Menschen. Wir hatten Probleme, die vielen Gremien zu denen wir eingeladen waren überhaupt zu besetzen. Wir waren dabei und brachten uns so gut wir konnten konstruktiv ein und hatten durchaus meines Erachtens die eine oder andere gute Idee, die das Ganze voran brachte. 

Dann, mit den Corona-Beschränkungen wurde schlagartig alles anders. Alle Gremien und Veranstaltungen wurden abgesagt und wir waren ab sofort draußen. 

Die Profis hatten alle Hände damit zu tun, die Hilfen und ihre Einrichtungen zu sichern und eine neue Verordnung oder Maßnahme nach der anderen landete bei mir im Posteingang. Nur 2 Verbände kamen auf die Idee, uns zu Telefonkonferenzen einzuladen. In 4 Wochen gab es für mich nur diese beiden Telefonkonferenzen mit Profis während diese intern vermutlich von der einen zur nächsten virtuellen Konferenz hetzten. 

Mir stellte sich die Frage, werden wir überhaupt noch gebraucht. Wo war auf einmal Mitsprache, Mitwirkung, Partizipation? 

Nicht falsch verstehen. Ich möchte keine Schuld verteilen. Man kann ja sagen, ihr hättet euch eben melden müssen. Aktiv eingreifen. Vorschläge machen. 

Wie man sieht haben wir das (bis jetzt) aus  unterschiedlichen Gründen nicht getan. 

Wir haben den Rettungs-Ring geschaffen. Gut. Sind wir auch stolz drauf. Aber der hat nur indirekt eine politische Dimension. Das ist ein konkretes Hilfsangebot. Aber im engeren Sinne spielten wir politisch ab sofort keine Rolle mehr. 

Dies führten für mich zu weiteren persönlichen Fragen, ja zu einer Motivations- und Sinnkrise, in der ich mich inzwischen befinde. Aber da Krisen eine gute Chance sind, sich und sein Leben zu ändern, ist das ja nicht einmal etwas Schlechtes. Nur soviel dazu. Mal sehen.... 

Wie soll es also weitergehen mit euch bzw. Ihnen und dem LVPEBW? Kommen wir wieder in den Austausch? Können wir überhaupt noch was beitragen, frage ich zugleich mich, euch und Sie? 

Mit Corona verändert sich zumindest vorübergehend auch die Psychiatrie. Mir stellt sich die Frage, wie soll sich der LVPEBW verändern und wie verändert sich Ihre und eure Haltung und Ihr und euer Verhalten uns gegenüber. Wie soll unsere Zusammenarbeit in Zukunft aussehen? 

Wenn ich dazu einen Austausch anregen kann, wäre das vielleicht ein erster Schritt zum Finden einer Lösung von der wir alle etwas haben könnten. 

Es grüßt freundlich und herzlich 
Rainer Höflacher 


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