Samstag, 2. Januar 2021

Strafe, Schuld, Sünde

Die Begriffe Strafe, Sünde und Schuld sind für mich im Zusammenhang mit Gott schwierig. Für mich war Gott ein Liebender, der nicht straft, niemand als sündig ansieht oder schuldig spricht. Ich bervorzugte die Formulierungen "Gott will mich prüfen" oder "er schickt mir eine Herausforderung". Die 3 Worte sind für mich mit soviel Leiden und Schaden verbunden, dass ich sie einfach aus meinem Sprachgebrauch versuchte zu streichen.

Strafe
Aber ist es nicht legitim, dass Gott uns bestraft? In der Erziehung ist es üblich, dass Eltern ihre Kinder zum Zwecke des Erwachsenwerdens bestrafen. Wichtig ist es, dass die Strafen gerecht sind und ein gutes Ziel verfolgen, wobei ich mir der Schwierigkeit bei der Beurteilung von Gut und Schlecht bewusst bin. Da Gott reine Liebe ist, können wir sicher sein, dass seine Strafen gerecht und sinnvoll zielgerichtet sind. Und schädliche Handlungen haben eine Strafe verdient, wenn immer gleichzeitig die Absicht nach Entwicklung und Besserung mitgedacht ist. Auch unser Rechtssystem basiert auf diesem Gedanken.

Schuld
Schuldgefühle können sehr quälend sein und jemand anderem Schuldgefühle zu machen, wo keine Schuld ist, ist fiese, subtile Machtausübung. Vor allem, wenn jemand von einer Gruppe zu Unrecht schuldig gesprochen wird, kann das katastrophale Folgen für diese Person haben. Man muss sehr, sehr vorsichtig und sensibel sein, jemand Schuld zu geben. Vielleicht sollte man es grundsätzlich im Privatbereich nicht tun. 
Eine Frau sagte mir vor vielen Jahren "Schuld gibt es nicht". Diese Aussage beschäftigt mich seitdem, ohne dass ich eine für mich befriedigende Lösung zum Umgang mit Schuld gefunden hatte.

Sünde 
Am negativsten ist für mich der Begriff der Sünde belegt. So viele Menschen haben Angst und Schrecken ertragen müssen, weil die Kirche gute Menschen zu Sündern gemacht hat. Hat ihnen eingeredet, dass sie schlecht sind, dass sie Sünden beichten müssen, nur weil sie sich ganz natürliche Bedürfnisse erfüllt haben. Ein Beispiel dafür ist die körperfeindliche Sexualmoral der katholischen Kirche oder dass man schon Kindern einredet, dass sie schlecht und sündig seien. Mich selbst als Sünder zu bezeichnen, werde ich wohl nie fertig bringen.

Fazit
Aber trotzdem habe ich mich den Bezeichnungen Strafe, Schuld und Sünde angenähert. Ich denke, dass Gott durchaus ein strafender Gott sein kann, weil er mit seinen Strafen etwas Gutes erreichen will. Er will, dass wir aus Strafen lernen und nimmt auch in Kauf, dass wir sehr darunter leiden. Letztendlich ist Strafe nur das schonungslosere Wort für Prüfung oder Herausforderung. Ich bin zur Zeit an einem Punkt zu akzeptieren, dass Gott auch straft. Meine psychische Erkrankung ist sicher keine Strafe, da ich zuvor nichts getan habe, was diese Strafe rechtfertigen würde. Die Erkrankung ist eher eine Weichenstellung, die dazu geführt hat, dass ich der Mensch werde, der ich im Grunde meines Herzens bin und auch sein will. Ich musste viel durchmachen, bis ich den richtigen Weg für mich gefunden hatte. Von einer vom Elterhaus vorgegebenen Wertschätzung von Technik und Mathematik hat es bis zu meinem 59 Lebensjahr gedauert, bis ich zum Genesungsbegleiter wurde. Und früher ging es auch nicht, weil ich menschlich noch nicht so weit war.

Auch sehe ich immer mehr ein, dass man im Leben Schuld auf sich laden kann und dafür auch eine Strafe verdient. Wie gesagt, ist es sehr schwer diese Schuld zu beurteilen und am besten ist es, wenn man über sein Gewissen seine Schuld selbst erkennt. Aber manchmal braucht es auch weise und gerechte Menschen, die einen mit seiner Schuld konfrontieren. Der beste Richter ist aber Gott auch wenn wir seine Richterspruch zuerst nicht verstehen sollten. 

Mit dem Wort Sünde kann ich mich immer noch am wenigsten anfreunden. Ich finde es ist überholt und veraltet. Jemanden einen Sünder zu nennen, erinnert mich an die Kreuzzüge und an die Hexenverbrennungen. Und solcherart Assoziationen werde ich wohl nicht mehr losbekommen. Das Wort Sünde gehört nach wie vor nicht zu meinem aktiven Sprachgebrauch. 

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