Samstag, 24. April 2021

Gedanken zum Christentum

Jeder Mensch, der ehrlich in sich hineinhört, spürt eine Art Zerrissenheit in sich, schreibt sinngemäß John Lennox. 

Dies ist die Auswirkung davon, dass sich der Mensch, die ihm von Gott gegebene Freiheit nahm, um diesem sein Vertrauen zu entziehen. Er aß die einzige Frucht, die ihm verboten war. Dadurch verlor der Mensch den Schutz Gottes und erst Jesus gab dem Menschen die Chance diesen Vertrauensbruch zu bereinigen, indem er für ihn am Kreuz gestorben ist und den Tod überwunden hat.

Frage: Warum können jetzt dem Menschen seine Verfehlungen vergeben werden? Viele bezeichnen das Opfer Jesu als eine Art Lösegeld. Das heißt ja, dass Jesus mit seinem Tod den Menschen freigekauft hat von seiner ursprünglichen Sünde im Garten Eden. Warum ist es eine Sünde, wenn ich jemanden nicht mehr vertraue? Ist Vertrauen eine notwendige Bedingung für eine Beziehung und der Entzug von Vertrauen eine strafwürdige Handlung? Daraus folgt, dass die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen von Anfang an nicht auf Augenhöhe war. Wer an den christlichen Gott glaubt, muss einsehen, dass der Mensch prinzipiell Gott untergeordnet ist, auch wenn er nach seinem Ebenbild geschaffen wurde.

Nach christlichem Glauben ist es eine Sünde Gottes Regeln nicht einzuhalten. Und Sünde lastet auf dem Menschen, wenn sie nicht von Gott vergeben wird. 

Mit der Taufe sind wir befreit und Teil von Gottes Reich. Wir müssen uns seine Liebe und seine Gnade nicht durch gute Taten erarbeiten. Aber es kann sein, dass Gott uns Prüfungen schickt, wenn wir nicht nach seinen Regeln leben. Wie ein Vater, der sein Kind maßregelt, um es auf den richtigen Weg zurück zu bringen. Anders ist Erziehung nicht möglich. 

Im Christentum geht der Weg zu Gott nur über Jesus. Will ich diese Ausschließlichkeit? Was ist mit den anderen Religionen? Jesus wollte, dass wir seinen Glauben verbreiten. Will ich das? Wenn ja, dann nur indem ich ein gutes Vorbild bin und dadurch das Christentum als attraktiv erscheint. Jegliche Form von Überredung oder gar Zwang lehne ich ab. 

Warum soll gerade das Christentum die "richtige" Religion sein? Woher nehme ich das Recht zu sagen, dass die vielen Andersgläubigen irren? Bin ich schlauer oder sonst irgendwie besser, also so viele andere Menschen? 

Ich würde mir wünschen, dass es nur einen Gott gibt, der sich in allen Religionen zeigt. Aber wenn man Jesus folgt, ist das ausgeschlossen. Er sagt, er sei der einzige Verkünder des Glaubens und droht auch denjenigen, die nicht an ihn glauben. Zwar nicht mit direkter Gewalt, aber mit teilweise heftiger Verdammnis. 

Alles Dinge, die mich dem Christentum durchaus kritisch gegenüber stehen lassen bzw. die ich vielleicht nicht richtig verstehe. 

Trotzdem sehe ich mich als Christ. Ich fühle mich vom Christentum angezogen. Vermutlich nur weil ich so erzogen wurde - wer weiß? 

Was mich auch sehr beschäftigt ist, wie ich die Bibel lesen soll? Als eine Ansammlung von Mythen und Legenden, eine Symbolsprache, ein Werk seiner Zeit, dass die Übertragung auf unsere Zeit benötigt, als menschlicher, fehlerhafter Bericht von fragwürdigen Überlieferungen, hat Gott selbst die Autoren inspiriert und ihnen den Text quasi diktiert oder soll ich die Bibel gar wörtlich nehmen? Ich kann mich nicht entscheiden. Ich bewundere bzw. beneide Menschen, die für sich diesbezüglich eine eindeutige Entscheidung gefunden haben. In Gesprächen merke ich, dass diese Menschen auf einem festen argumentativen Boden stehen, den ich bei mir vermisse. Ich fühle mich hin und hergeworfen. 

Was meinst du zu dem allem? 




1 Kommentar:

  1. Lieber Rainer,
    ich bin schon lange (30 J) nicht mehr in der christlichen Gemeinde, da mich im kath. Glauben vieles gestört hat und heute stört mich noch viel mehr.
    Ich glaube trotzdem und nenne es gerne meinen eigenen Glauben, mein Glaube an die Menschen, an alle Menschen und die Verbindung zwischen uns allen. Insbesondere die Menschen mit denen ich Kontakt habe, sei es eng oder auch sehr weitläufig. In uns allen steckt durch ein Verbundensein eine besondere positive Macht, die jedem von uns Kraft gibt an das Gute und Schöne zu glauben, und zwar aus unserem Inneren heraus. In der Gemeinschaft stärken wir uns gegenseitig und werden innerlich gestärkt weiterhin trotz allem Übel und allen schlechten Dingen, die uns widerfahren, weiter zu glauben an uns selbst und an Andere. Es fällt mir mitunter auch schwer zu glauben, daß Menschen, die mir nichts Gutes ja sogar aus m. Sicht Schlechtes zugefügt haben einen Sinn für mich haben. Aber diesen haben sie unbestritten, denn letztlich kann ich stärker, mutiger und selbstbewußter werden wenn ich den Glauben an mich und die Menschen die um mich sind nicht verliere. Es gibt soviele Menschen, die gutgesinnt und freundlich (zu mir und anderen) sind. Dies zu sehen lässt mich den Glauben an die Menschen insgesamt und den Glauben,daß uns Alle eine besondere Kraft verbindet nicht verlieren.

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